In dem ersten Artikel „Die Payment-Markt-Entwicklung in Serbien, Kroatien, Bulgarien und Montenegro“ haben wir uns mit den Themen „E-Commerce- und Paymentmarkt in den Ländern beschäftigt. In diesem Artikel gehen wir auf die Demographischen und wirtschaftlichen Voraussetzungen in den Ländern ein, die ebenfalls die Voraussetzungen für ein schnelles Wachstum des Marktes sind.
Kaufkraft je Einwohner
Für jede Art von Konsum ist das Verfügbare Einkommen. So auch für den Online-Konsum. Eine niedrige Kaufkraft der Bürger ist das erste Hindernis für eine schnelle Entwicklung des E-Commerce Marktes in Serbien. Das Bruttoinlandseinkommen in Serbien beträgt lediglich 6.081$ pro Einwohner, was der Grund für die geringen Konsumausgaben ist. In Kroatien beträgt das Bruttoinlandseinkommen mehr als doppelt so viel wie in Serbien und in Slowenien viermal so viel.
Das zeigt auch folgende Grafik des BSP pro Einwohner nach Land:
Die Kaufkraft der Bürger wird zusätzlich durch die hohe Arbeitslosenrate von 18% beeinträchtigt, die den Konsum dämpft und das Wirtschaftswachstum hemmt. In den letzten Jahren ist diese Zahl weiter gestiegen und damit verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation weiter. Verschärft wird die Lage durch die schleppende Umsetzung notwendiger wirtschaftlicher Reformen.
Positiv ist die geringe Staatsverschuldung (2011) von 45% vom Bruttoinlandsprodukt in Serbien. Ähnlich gering in wie in Montenegro und Slowenien, aber nur ein Drittel so hoch wie in Bulgarien. Dies bietet der Regierung Spielraum für notwendige Investitionen in Infrastruktur und Entwicklungsprojekte. Die Inflationsrate in Serbien für 2011 liegt bei 7% und ist im Vergleich zu Slowenien, Kroatien, Montenegro und Bulgarien doppelt so hoch. Das Wirtschaftswachstum ist mit nur 2% gering.
Außer der geringen Staatsverschuldung befindet sich das Land in einer Wirtschaftskriese, die den Konsum dämpft und damit auch den Wachstum des Online Geschäfts.
Die regionale Verteilung der Bevölkerung
Serbien ist mit 7,120 Millionen Einwohnern und einer Fläche von 77.474 km² im Vergleich zu Kroatien, Bulgarien und Montenegro das am dichtesten besiedelte Land (91 Einwohner/ km²). Aber im Vergleich zu allen aufgezählten Ländern, hat Serbien den kleinsten Prozentansatz der in Städten lebender Bevölkerung, und zwar nur 56%. Zu den drei größten Städten gehören Belgrad (zugleich auch Hauptstadt) mit etwas mehr als 1,6 Millionen Einwohnern, Novi Sad mit ungefähr 335.000 und Nis mit ungefähr 260.000 Einwohnern. Neben der serbischer Sprache gehören auch Englisch und Deutsch zu Geschäftssprachen.
Angaben für die anderen Länder befinden sich in folgender Tabelle:
FAZIT
Die schlechten ökonomischen Werte Serbien wie auch eine unvorteilhafte Regionale Verteilung der Bevölkerung bremsen die Entwicklung des E-Commerce-Marktes. Serbien verfügt über ein E-Commerce Marktgröße von ca. 30,8 Millionen Euro jährlichen und liegt damit auf dem dritte Platz nach Kroatien (40,2 Millionen Euro) und Bulgarien (48,8 Millionen Euro), aber noch vor Montenegro (1,1 Million Euro). Die Umsatzunterschiede der aufgezählten Länder sind im Vergleich zu Slowenien, und vor allem Österreich und Deutschland enorm: Slowenien hat ein E-Commerce Marktgröße von über 214 Millionen Euro, Österreich 3,2 Milliarden Euro und Deutschland 24 Milliarden Euro jährlichen.
Wir sehen, dass Serbien, aber auch die anderen Länder aufgrund noch einer geringen Bevölkerung, geringem BSP pro Einwohner und der derzeitigen Struktur über ein noch zu geringes Potenzial für große Investoren verfügt.
Daher entwickelt sich der Markt durch die Investition insbesondere mittelständiger Unternehmen, die sich auf diese Marktgrößen einstellen können. Zudem wird die Entwicklung auch von den Kosten für Online Leistungen getrieben. Immer günstigere Leistungen für z.B. die Online-Shop-Entwicklungen werden die Investitionskosten senken und damit die Verbreitung erhöhen.
Damit aber die Online Leistungen günstiger werden können, müssen drei Faktoren gefördert werden:
- die Anzahl an Leuten mit Online-Know how in Serbien muss steigt (sowohl die Anwendung digitaler Lösungen als auch der Vertrieb)
- die Leistungen müssten stärker standardisierter werden
- das Online-Payment in Serbien muss etabliert werden
In dem nächsten Artikel werden wir uns mit dem Thema digitale Infrastruktur in Serbien im Vergleich zu Kroatien, Bulgarien, Montenegro, Slowenien und Österreich befassen.
Weitere Artikel zu diesem Thema finden Sie hier:
„1. Die Payment-Markt-Entwicklung in Serbien, Kroatien, Bulgarien und Montenegro“
[…] „2. Basis-Länder-Daten Serbiens im Vergleich zu Kroatien, Bulgarien, Montenegro und Slowenien“ […]